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Patchworkfamilien haben es nicht immer einfach und gerade Stiefmütter kämpfen oft mit ganz besonderen Herausforderungen: Sie müssen sich nicht nur selbst an die neue Familiensituation gewöhnen und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Stiefkindern aufbauen, sondern werden währenddessen auch noch vom klischeehaften Bild der „bösen Stiefmutter“ verfolgt. Die Erwartungen an Stiefmütter sind hoch – oftmals gerade die Erwartungen, die sie an sich selbst stellen - und doch kommt es ihnen manchmal so vor, als könnten sie nichts richtig machen.

Kommt dir diese Situation bekannt vor? Bist du selbst die Stiefmutter in einer Patchworkfamilie und weißt oft nicht so recht, wie du dich „richtig“ verhalten kannst, um alle in der Familie zufriedenzustellen? Wünschst du dir, eine gute Ersatzmutter zu sein, aber fühlst dich gleichzeitig überfordert von diesem Anspruch? Dann solltest du unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, was hinter diesen Gedanken steht, welche Stolpersteine du vermeiden solltest und wie es dir gelingt, in deiner Patchworkfamilie glücklich zu werden. Oder bist du ein Stiefkind in einer Patchworkfamilie? Dann kannst du hier mehr über die Situation deiner Stiefmutter erfahren und sie vielleicht ein bisschen besser verstehen.

Die narzisstische Stiefmutter im Märchen

Wir kennen zahlreiche Märchen, in denen die Figur der Stiefmutter auftaucht – besonders gut weg kommt sie dabei nie. Immer spielt sie die Rolle der „bösen Stiefmutter“, die oft narzisstische Züge mitbringt, von Neid und Missgunst getrieben ist und ihren Stiefkindern das Leben möglichst schwer machen will.

Stiefmutter in „Schneewittchen“

Ein Paradebeispiel ist das Märchen „Schneewittchen“: Die böse Stiefmutter ist eifersüchtig auf Schneewittchens Jugend und Schönheit, schon jahrelang fühlt sie sich von der jüngeren vermeintlichen Konkurrentin bedroht und braucht ständig die Bestätigung ihres Zauberspiegels, noch immer „die Schönste im ganzen Land“ zu sein. Als sie diese nicht mehr bekommt, trachtet sie ihrer Stieftochter nach dem Leben und geht dabei auffallend hinterlistig vor, indem sie erst den Jäger mit dem Mord beauftragt und sich später in verschiedenen Verkleidungen in Schneewittchens Leben schleicht.

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Stiefmutter in „Aschenputtel“

Ein ähnlich negatives Bild der Stiefmutter bekommen wir im Märchen „Aschenputtel“. Hier versucht die Stiefmutter zwar nicht, ihre Stieftochter umzubringen, zeigt sich jedoch ebenfalls als äußerst missgünstig gegenüber dem schönen und guten Aschenputtel. Ihr Narzissmus bezieht sich in dieser Geschichte nicht auf ihre eigene Person, sondern zeigt sich in der Bevorzugung der leiblichen Töchter gegenüber der Stieftochter. Erstere werden von ihr verzogen und verhätschelt, während Aschenputtel vernachlässigt, abgewertet und benachteiligt wird. Von mütterlicher Liebe gegenüber dem Stiefkind ist auch hier keine Spur.

Frau schaut nachdenklich aus dem Fenster (Portrait)

Stiefmutter in „Hänsel und Gretel“

Bei „Hänsel und Gretel“ gestaltet sich die Rolle der Stiefmutter wiederum ein wenig anders. Hier sind es nicht Neid und Eifersucht, die die böse Stiefmutter dazu treiben, ihre Stiefkinder im Wald dem Hungertod überlassen zu wollen, sondern vielmehr ganz handfeste Existenzängste. Die Familie kann nicht mehr ernährt werden und die Stiefkinder werden als Ballast gesehen, von dem es sich zu trennen gilt. Mütterliche Gefühle gegenüber den Stiefkindern scheinen auch in diesem Märchen nicht vorhanden zu sein.

So unterschiedlich die drei Geschichten auch sind, allen gemein ist, dass die Stiefmutter für ihre Stiefkinder eine Bedrohung darstellt und ganz bestimmt keine mütterliche Liebe für sie aufbringt. Mit diesen Märchen und dem Klischee der „bösen Stiefmutter“ wachsen die meisten von uns auf.

Ist die Stiefmutter immer böse?

Zumindest die Stiefmutter im Märchen scheint immer böse zu sein. Tatsächlich ist das klischeehafte Bild der Mutter, der sogenannte Mutterarchetypus, zweigeteilt und umfasst positive wie negative Aspekte. Auf der positiven Seite wird die Mutter als gut, nährend und beschützend beschrieben, sie spendet Geborgenheit und ist eine Quelle der Weisheit. Auf der anderen Seite stehen mythologische Mutterfiguren, die ihre Kinder verschlingen, vergiften und nach Macht streben.

Doch ursprünglich waren alle dieser Aspekte in der Figur der Mutter verortet. In den früheren Versionen vieler Märchen war die „böse Stiefmutter“ eigentlich eine „böse Mutter“ und erst die Überlieferungen der Gebrüder Grimm änderten das Verwandtschaftsverhältnis. Jedoch begann die Unterscheidung zwischen guter Mutter und böser Stiefmutter bereits in der Spätantike und wurde von der christlichen Lehre weitergeführt. Damit wurden alle negativen Seiten des Mutterarchetypus ausgelagert in die Figur die Stiefmutter, die damit als Gegenpol der guten, liebenden Mutter gegenübersteht.

Eine Mutter ist immer gut und liebt ihre Kinder. Wenn sie das nicht tut, kann sie keine Mutter sein, sondern eben höchstens eine „böse Stiefmutter“. Ein Bild der „guten Stiefmutter“ hingegen gibt es nicht. Einen Versuch, die negativ besetzte Rolle der Stiefmutter umzumünzen, macht zum Beispiel Jesper Juul, der den Begriff „Bonusmutter“ anstelle von Stiefmutter einführt.

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Die Rolle der Stiefmutter in der Patchworkfamilie: Erwartungen und Stolpersteine

Stiefmütter stehen genau wie leibliche Mütter unter dem Druck, einem bestimmten Mutterideal gerecht zu werden. Dieses Idealbild ist einerseits geprägt durch den kirchlichen Einfluss: Von Müttern wird erwartet, ihre Kinder bedingungslos zu lieben, zu beschützen und zu nähren. Außerdem beschreiben sowohl die pädagogische Literatur der Aufklärungszeit als auch die Lehren von Sigmund Freud die übergeordnete Rolle der Mutter für die Entwicklung des Kindes. Damit lastet auf Müttern ein sehr großer Druck, dem vermeintlichen Idealbild gerecht zu werden.

Dazu kommt, dass das heutige Frauenbild noch zahlreiche weitere Erwartungen umfasst: Frauen sollen nicht nur gute Mütter sein, sondern auch schön, selbstbewusst und unabhängig, mit einem interessanten Beruf sowie Freizeit- und Liebesleben. Diesem Erwartungsdruck sind Mütter genauso ausgesetzt wie Stiefmütter, doch bei Letzteren kommt noch hinzu, dass sie gleichzeitig annehmen, dem Bild der „bösen Stiefmutter“ entgegenwirken zu müssen.

Das Bild der „bösen Stiefmutter“ zu bekämpfen kostet viel Anstrengung

Aus dem Antrieb heraus, das „Böse-Stiefmutter“-Klischee zu bekämpfen, ergibt sich, dass viele Stiefmütter in Patchworkfamilien zur Überkompensation neigen und sich selbst unter Druck setzen, mehr als nur eine „durchschnittliche“ Stiefmutter zu sein. Sie zeigen ihren Stiefkindern gegenüber bestimmte Verhaltensweisen, die manchmal problematisch sein können. Beispielsweise wollen sie es unbedingt vermeiden, ungerecht, geizig oder streng zu erscheinen, verwöhnen ihre Stiefkinder deshalb und lassen ihnen mehr durchgehen, als sie es bei den eigenen Kindern tun würden.

Unterschiede zwischen Kindern zu verleugnen führt zu Problemen

Um bloß nicht so ungerecht zu sein wie Aschenputtels Stiefmutter, stellen Stiefmütter oft den Anspruch an sich selbst, alle Kinder genau gleich zu lieben. Es ist allerdings ganz normal, dass die Gefühle für leibliche und Stiefkinder nicht exakt dieselben sind und wenn die Stiefmutter versucht, sich und ihr Umfeld vom Gegenteil zu überzeugen, verleugnet sie diese Unterschiede. Das führt dazu, dass ihr Verhalten weniger natürlich wirkt, da sie ihre Unbefangenheit verliert. Für die leiblichen Kinder kann diese Verleugnung der größeren Liebe ihrer Mutter zu ihnen sehr verletzend sein und bewirken, dass sie irgendwann rebellieren. Die Stiefkinder hingegen glauben wahrscheinlich ohnehin nicht, dass ihre Stiefmutter alle Kinder genau gleich liebt.

Stiefmutter und Stiefkinder in schwierigen Konstellationen

Kinder mit verstorbener Mutter haben oft Schuldgefühle

Für Kinder, deren Mutter gestorben ist, ist es oft sehr schwer, sich auf eine Stiefmutter als „neue Mutter“ einzulassen. Teilweise sind die Kinder von Schuldgefühlen geplagt, zum Beispiel, weil sie denken, vor dem Tod der Mutter nicht „brav“ genug gewesen zu sein oder Streit mit der Mutter hatten. Aber vor allem können Kinder sich auch schuldig fühlen, wenn sie beginnen, sich mit der neuen Stiefmutter wohlzufühlen, weil sie das Gefühl haben, ihre richtige Mutter zu verraten. Es kann sehr schmerzhaft sein, wenn die Erinnerung an die Mutter langsam schwächer wird. Manchmal ist die Ablehnung, die Stiefkinder gegenüber ihrer Stiefmutter zeigen, dann ein Ausdruck ihrer Verzweiflung, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollen.

Wofür eine Stiefmutter, wenn die leibliche Mutter noch lebt?

Wenn die leibliche Mutter der Stiefkinder noch am Leben ist, ergeben sich andere Probleme: Die Stiefmutter läuft Gefahr in Konkurrenz zur leiblichen Mutter zu treten und sich mit ihr zu vergleichen. Natürlich kann sie in diesem Konkurrenzkampf niemals gewinnen, da ihre Beziehung zu den Stiefkindern eine ganz andere ist als die der leiblichen Mutter. Dennoch versucht die Stiefmutter eine Art Mutterersatz zu sein, obwohl die Stiefkinder diesen gar nicht brauchen, wenn ihre eigene Mutter weiterhin für sie da ist. Die Stiefmutter überfordert ihre Stiefkinder, indem sie zu schnell eine große Nähe aufbauen will, anstatt zu akzeptieren, dass ihre Rolle als Stiefmutter eben nicht die der „neuen Mutter“, sondern eine für sich stehende ist. Diese Schwierigkeiten betreffen oft Frauen ohne eigene Kinder, da sie zeigen möchten, dass sie trotzdem gute Mütter sein können.

Wenn die Stiefmutter ein Kind nicht akzeptiert

Was im Märchen gang und gäbe ist, kommt in der Realität nur selten vor. In den allermeisten Fällen wünscht sich die Stiefmutter, von ihren Stiefkindern akzeptiert zu werden und lehnt diese nicht von sich aus ab. Allerdings fühlen sich Stiefmütter oft enttäuscht durch das Misstrauen, welches ihr Umfeld ihnen entgegenbringt, durch die fehlende Akzeptanz der Kinder und dadurch, dass ihr Partner sie in ihren Augen nicht ausreichend unterstützt. Das kann dazu führen, dass die Stiefmutter verbittert und den Grund für ihr Leiden dann im Partner oder in den Stiefkindern sieht.

Wenn die Stiefmutter beispielsweise versucht, zu schnell Nähe aufzubauen, die leibliche Mutter zu ersetzen oder ihre Stiefkinder wie kleine Prinzen und Prinzessinnen behandelt und dennoch nur Ablehnung spürt, kann das sehr frustrierend sein. Womöglich sind die Stiefkinder aber noch gar nicht bereit dafür und brauchen Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Der Aufbau einer tiefergehenden Beziehung lässt sich nicht künstlich beschleunigen. Die Stiefmutter setzt sich selbst unter Druck, ihre Bemühungen sind aber oftmals nicht von Erfolg gekrönt.

Das kann unter Umständen dazu führen, dass sie den Beziehungsaufbau zu den Kindern aufgibt und sich zurückzieht. Sie fühlt sich überfordert und der Herausforderung nicht gewachsen und das kann möglicherweise darin resultieren, dass sie sich wünscht, sich nicht mit dem Stiefkind auseinandersetzen zu müssen und sich danach sehnt, den Partner für sich zu haben.

Psychische Probleme der Stiefmutter

Auf Stiefmüttern lastet oft viel Druck. Alle beschriebenen Faktoren können sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken und in manchen Fällen zu ernsthaften psychischen Erkrankungen führen. Problematisch ist es beispielsweise, wenn die Stiefmutter sich aufopfert und ihre eigenen Bedürfnisse dauerhaft unter das Wohl der Kinder stellt. Wenn diese erstmal kritisch reagieren, verstärkt das oft das Engagement der Stiefmutter noch. Auf Dauer ist dieses ständige Bemühen und sich selbst unterordnen aber kräftezehrend und äußerst belastend, gerade wenn die positive Bestätigung ausbleibt. Bei manchen Frauen führt das zu ausgeprägten Selbstzweifeln bis hin zu Depressionen.

Für das „richtige“ Verhalten als Stiefmutter gibt es kein Patentrezept

Wie so oft im Leben gibt es kein „Patentrezept“ für das richtige Verhalten als Stiefmutter. Im Gegenteil geht es eher darum, sich individuell und flexibel auf die veränderte Situation einzustellen und genauso auch dem Partner und vor allem den Stiefkindern genügend Zeit zu geben, um sich an die neue Familienkonstellation zu gewöhnen.

Oft haben wir ein bestimmtes Bild im Kopf, wie ein intaktes Familienleben auszusehen hat, ein Idealbild der Kernfamilie mit leiblichen Eltern und Kindern, die in Harmonie zusammenleben. Doch davon abgesehen, dass in keiner Familie immer nur Harmonie herrscht, lässt sich dieses Bild nicht eins-zu-eins auf die Patchworkfamilie übertragen. Die Konstellation in Patchworkfamilien ist komplexer, die Rollen vielfältiger. Es gilt, sich von dem Erwartungsdruck zu befreien, bestimmte Rollen wie die der „guten Mutter“ ausfüllen zu wollen und stattdessen offen zu sein für die eigenen Bedürfnisse und für die der anderen. So besteht eine Chance, sich als Stiefmutter in einer Patchworkfamilie langfristig glücklich, akzeptiert und gut aufgehoben zu fühlen.

Wenn du das Gefühl hast, dass es in deiner Familie trotz aller Bemühungen Probleme gibt, die dich belasten und die ihr nicht allein lösen könnt, ist vielleicht eine Familientherapie die richtige Wahl. Das Beziehungszentrum kann bei der Suche nach einer geeigneten Familientherapie helfen.

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